Unser Zeit in Seminyak neigte sich dem Ende zu und es hieß sich langsam auf die Weiterreise vorzubereiten. Also nochmal Wäsche waschen (wir hatten Sachen für ca. 1,5 Wochen gepackt und in Seminyak eine Waschmaschine, die restliche Reise haben wir die Sachen dann im Waschsalon waschen lassen) und packen. Die Fahrt nach Ubud hatte ich schon von Deutschland aus über Airbnb mit unserem Host organisiert, da die Gegebenheiten vor Ort wohl etwas speziell sein sollten (keine direkte Anfahrt zum Haus möglich). Im Nachhinein war ich sehr froh, dass Nick unser Fahrer wusste wo es lang geht.
Wir lernten auf der Fahrt auch das in puncto Verkehr zwischen Bali und Deutschland Welten liegen. Nicht nur ist es chaotisch und läßt keinerlei eindeutige Regeln erkennen, es wird auch ständig gehupt...beim überholen, beim abbiegen, immer als Warnung an andere Verkehrsteilnehmer "Achtung, ich komme". Wenn man in Deutschland für 30 km ca. eine halbe Stunde braucht, dann dauert es auf mindestens Bali dreimal so lange. Schneller als maximal 50 km/h kann man aufgrund der vielen Autos, Roller und Menschen die mangels Bürgersteigen auf der Straße laufen, auch gar nicht fahren. Sich mit dem Roller durch den Verkehr zu bewegen, ist hier auch eine Kunst für sich und nicht selten sieht man eine 4-köpfige Familie auf so einem Gefährt sitzen.
Witzigerweise gibt es nur drei große Bintang Supermärkte auf Bali (natürlich neben vielen kleinen Lebensmittelläden) und wir haben zufälligerweise auch diesmal einen in der Nähe gehabt, also war die Versorgung mit Pampers und Feuchttüchern gesichert. Wir hielten auch vor dem Supermarkt auf dem Parkplatz und es hieß wir sind da, den Rest müssen wir zu Fuß gehen. Die Männer nahmen also unsere drei Koffer, ich das Babymädchen vorne in der Trage und Rucksack auf dem Rücken (wieder bestätigte sich, dass ein Buggy absoluter Blödsinn gewesen wäre). Dann hieß es erstmal: Treppen steigen... Und zwar gar nicht so wenig. Wie in einem Labyrinth ging es immer höher, bis wir auf der höchsten Ebene in den Penestanan Hills angekommen waren und über Wege, die keine Geländer hatten (dazu später mehr) endlich an unserem Homestay angekommen sind.
Dort empfing uns unsere Housekeeperin names Kadek. Moment, so hieß doch der männliche Housekeeper in Seminyak auch! Tatsächlich gibt es fünf traditionelle Vornamen auf Bali und alle können sowohl für Mädchen als auch für Jungen verwendet werden. Diese Kadek war eine supernette junge Frau, selber Mama von zwei Töchtern und hat sich einfach nur toll um uns und vor allem die Kinder gekümmert (wir halten bis heute über WhatsApp Kontakt). Sie führte uns herum und teilte uns mit, dass sie morgen früh kommen würde um uns Frühstück zu machen. Wir machten also eine Zeit aus und verabschiedeten uns.
Um jetzt mal zu erklären warum "Robinson Crusoe Haus". Tatsächlich hatte unser Haus hier keine verglasten Fenster! und eine sehr rustikale hölzerne Außentreppe, sowie ein Dusche mit Ausblick. Im unteren Stockwerk, gab es verschnörkelte Gitter vor den Fenstern und Fensterläden aus Holz. Oben lediglich Rollos aus Bambus gegen die Sonne. Ich hatte mir das irgendwie sehr abenteuerlich vorgestellt, aber vor Ort wurde mir dann so richtig klar, dass natürlich so auch alles mögliche Viehzeug INS Haus rein kann. Zum Glück haben wir außer diversen Geckos, nichts schlimmeres während unseres Aufenthaltes gesehen und ich hab mich nachts mit meinem Moskitonetz auch recht sicher gefühlt, dass mir keine Riesenspinne übers Gesicht kriecht. Trotzdem war ich morgens auf dem Weg ins Bad erstmal sehr vorsichtig wo ich hintrete.
Wir hatten auch diesmal einen Pool allerdings viel kleiner, aber trotzdem hat es für die Kinder gereicht. Der Garten war sehr wild bewachsen mit Palmen, Gräsern und Blumen wie Frangipani. Das verstärkte den Robinson Crusoe Effekt noch mal. Wir nutzten also den ersten Tag um uns einzuleben, auszupacken, die unmittelbare Gegend zu erkunden und einkaufen zu gehen. Keine 30m von unserem Haus entfernt, befand sich das Yellow Flower Café, ein total gemütliches Café mit wunderschönem Ausblick und leckeren vegetarischen und veganen Gerichten. Überhaupt gab es in der Gegend sehr viele Yoga Studios, weswegen in Ubud auch sehr viel hippes vegan Raw Food und ayurvedisches Essen angeboten wurde, aber es gibt hier wie in Seminyak auch alles was das Foodie Herz begehrt von Sushi bis Burger.
Die Penestanan Hills sind wirklich ein guter Ort um mit Kindern in Ubud zu wohnen, da im Zentrum alles sehr eng & laut ist und dort auch viele Autos fahren. Hier konnte man die Kinder auch mal laufen lassen und es war auch wirklich ruhig, obwohl mir schon manchmal schlecht wurde, wenn unser Wirbelwind über den Weg getobt ist und es links dann auf einmal mehrere Meter runter ging und rechts ein breiter Wasserlauf zum reinfallen einlud (nicht tief aber genug um sich nass zu machen oder zu verletzen). Naja wir sind ja hier auch auf einem Abenteuer nicht?! Aber der Ausblick über den Dschungel war grandios und auf der oberen Etage unseres Hauses hatten wir auf der Terasse sogar ein Bett zum rumlümmeln und Blick in die Ferne schweifen lassen. Ganz anders als in Seminyak war hier alles einfach so grün und lebendig.
Am nächsten Morgen kam Kadek und machte uns frische Pancakes mit Zimt und Honig, Kaffee und einen frischen Obstteller für den sie täglich früh einkaufen ging. Als sie merkte das mir die Papaya am besten schmeckte, gab es immer eine besonders große Portion für mich, neben frischer Ananas und anderem Obst. Wie gesagt dagegen sind die Papayas hier in Deutschland ein Witz. Während wir aßen, nahm sie das Babymädchen das schon gegessen bzw. gestillt hatte, auf den Arm und ging mit ihr durchs Haus und spielte mit ihr. Also ein sehr entspanntes Frühstück für uns Eltern. Die nächsten Tage half Pimie ihr beim Pancakes machen (sie hätte auch was anderes machen können, aber er wollte jeden Morgen nur Pancakes) was sehr lustig war, da er kein Englisch konnte und sie kein Deutsch. Aber irgendwie haben sie sich trotzdem sehr gut verstanden und wir haben alle sehr gelacht, als er ihr das Wort "Pfannenwender" beibringen wollte.
Nach dem Frühstück machte Kadek sich ans aufräumen und wir zogen los Richtung Ubud Zentrum. Wir überquerten den Ayung River über eine große Brücke die einen spektakulären Ausblick auf den Fluss und den Dschungel bot. Ähnlich wie in Seminyak reihten sich auch hier Restaurants und diverse Läden aneinander, nur sah es hier nicht so "neu" aus und man sah auch mehr Tempel oder Statuen zwischen den einzeln Lokalitäten. Wir kamen an unserem ersten Ziel Ubud Palace an. Das Terrain kann man kostenlos betreten und abends finden hier u.a. die traditionellen Kecak Tänze statt. Ein sehr sehenswertes Bauwerk im typisch balinesischen Stil mit Platz zum schlendern und erkunden... und auch um auf eine Löwen Statue zu klettern. Aber hier zeigte sich wieder die Kinderfreundlichkeit der Balinesen und keiner guckte schief oder ermahnte Pimie runter zu kommen. Weiter ging es zum Hindu Tempel Pura Taman Saraswati mit seinen unheimlich schönen Seerosen Teichen. Natürlich einladend für die Kinder und anstrengend für uns sie davon abzuhalten reinzuspringen. Das war erstmal genug Action für uns und wir beschlossen was indonesisches Essen zu gehen. Wir fanden ein sehr schönes Restaurant mitten in einem Garten in einem Hinterhof gelegen. Mit Pad Thai sitzen wir auf unseren Sitzkissen auf dem Boden und schauen den Kindern zu, die eine kleine Katze entdeckt hatten, die auf Essenreste spekulierte. Und so saß ich in dieser traumhaften Kulisse und dachte mir demütig wie glücklich ich mich schätzen kann das hier gerade zu erleben. Wir zahlten (umgerechnet nicht mal 10 €), erkundeten noch ein bisschen Ubud und kehrten am späten Nachmittag in unsere Unterkunft zurück, um die nächsten Tage zu planen.
Für den nächsten Tag hatten wir uns vorgenommen den Ubud Ricefield Walk abzulaufen, um endlich die typischen Reisterassen zu sehen. Was als fester asphaltierter Weg begann, endete in einem 20 cm schmalen Trampelpfad mitten durch den Dschungel und über diverse Wasserläufe. Ich beglückwünschte mich zum hundertsten Mal dazu Flip Flops angezogen zu haben anstatt feste Schuhe. Bei meinem Glück war ich mir sicher, dass mich was in den Fuß beißen würde, so überwuchert wie der Weg war. Aber schlussendlich erreichten wir die Reisterassen ohne Zwischenfälle und hatten einen wundervollen Überblick über die endlos grünen Felder. Abends fielen wir völlig kaputt in unsere Betten (ich mit beiden Kindern zusammen, da es nachts doch etwas frisch wurde in unserem fensterglaslosen Haus und jedes unseres Kinder gefühlt die Hitze eines Ofens im Schlaf abstrahlt).
Den darauffolgenden Tag haben wir Nick für den kompletten Tag gebucht (für ca. 36 €) stattdessen kam sein Bruder June der ebenfalls super nett war und uns das "Island of gods" zeigen wollte. Unsere Ziele waren heute aber sehr touristisch veranlagt, es sollte als erstes zur Mason Elephant Lodge gehen. Ich hatte mich vorher im Internet dazu belesen, ob es ethisch korrekt ist die Einrichtung zu besuchen und wollte keine Tierquälerei unterstützen. Die Lodge dient geretteten Elefanten als "Reservat", zur Arterhaltung und betont immer wieder die artgerechte Haltung der Tiere. Ich fand es trotzdem komisch, dass die Elefanten Ketten an den Beinen hatten (es wurde aber betont, dass es zu ihrem eigenen Schutz ist, wenn sie auf ihren Ruheplätzen stehen) obwohl sie sich auch durchaus frei auf dem Gelände bewegen können. Pimie hat es natürlich unheimlich Spaß gemacht immer wieder zu der großen Tonne mit Zuckerrohr zu laufen und die am Zaun stehenden Elefanten damit zu füttern. Irgendwann suchten sie ihn schon mit dem Rüssel ab, sobald er in ihre Nähe kam. Das Babymädchen schaute sich neugierig in der Trage sitzend um und fand es auch sehr amüsant, was die komischen großen grauen Tiere so mit ihrem Bruder anstellten. Wir machten dort noch Mittagspause, denn Pommes mit Blick auf Elefanten gibt es auch nicht alle Tage. Wir verbrachten auf jeden Fall ein paar schöne Stunden und machten und dann weiter auf zu den Reisterassen von Tegalalang. Und da wir in Ubud so viel erlebt haben, teile ich unsere Abenteuer auf zwei Blogposts auf. Im nächsten Teil geht es weiter mit unserem Ausflug.













