"Ich liebe es Mutter zu sein" oder "Kann man nicht mal in Ruhe duschen?!"

Da es letztens so viel positive Resonanz zu dem Thema gab, werde ich mich heute mal der ehrlichen Kehrseite der Mamamedaille widmen.

Ich betone hier nochmal ausdrücklich, dass ich meine Kinder wirklich über alles Liebe und man mich auch in mancher Hinsicht als Glucke bezeichnen kann ABER, jetzt kommt das große ABER, ich bin auch nur ein Mensch!


Und irgendwann am Abend nach einem Tag voller Geschrei, Unordnung, Wutanfällen (meistens denen der Kinder) und wenig Schlaf, schließe ich mich auf Klo ein und tue so als ob ich muss, nur um wenigstens mal 5 Min. in Ruhe und alleine in mein Handy zu starren. Wer dies als Mama noch nicht getan hat, der werfe bitte die erste (volle) Windel.


Komischerweise scheint es so, als könne oder dürfe man das als Mama nicht zugeben, ohne dann gleich beim Mütterbashing fertig gemacht zu werden.

Da erzählt die frischgebackene Mutter aus dem Bekanntenkreis mit Augenringen, die einem Panda zur Ehre gereicht hätten, wie toll und schön doch alles ist. Da möchte man doch am liebsten sagen: "Mausi ich weiß, dass du dein Baby liebst und es wird dich nicht zur schlechten Mutter machen, wenn du zugibst das dich die Nächte und Anfangsprobleme (Blähungen) in den Wahnsin treiben". Natürlich gibt es die ruhigen Babies, die kaum Probleme am Anfang haben, wenig schreien und schon recht gut schlafen, aber das ist nunmal nicht die Norm.


Und deswegen ist es völlig okay nicht jede Sekunde davon zu genießen, auch wenn sie nur so kurz so klein sind und einem überall ein schlechtes Gewissen deswegen gemacht wird. Wie ich schon woanders geschrieben habe, kann man auch vom Elternalltag genervt sein und seine Kinder trotzdem vergöttern, man könnte sich am liebsten vor dem zahnenden Baby im Bad verstecken und trägt es trotzdem die halbe Nacht durch die Gegend, wenn es vor Schmerzen nicht schlafen kann und man kann am Ende des Tages froh sein, wenn das trotzige Kleinkind eeeeendlich im Bett ist und nach einer Stunde an seinem Bett stehen und es liebevoll betrachten.


Ich genieße die Zeit mit dem Babymädchen auch sehr, weil ich vom meinem Sohn damals weiß, dass es viel zu schnell vorbeigeht. Trotzdem hat mich der letzte Schub echt nervlich fertig gemacht und dieser tut es wieder. Sie kann keine einzige Sekunde ohne mich sein, selbst im Schlaf merkt sie, wenn ich mich von ihr entferne und ist ZACK wach. Zweisamkeit mit dem Mann gibt es nicht mehr, seit...Puhh...keine Ahnung wann. Als ob sie sicherstellen möchte, dass sie das letzte Baby bleibt. Der Abend sieht dann so aus, dass sie auf meinem Schoß schläft, während wir auch der Couch sitzen und fernsehen. Und das Sorry, genieße ich jetzt ehrlich gesagt nicht so sehr. Ich habe Verständnis dafür und weiß auch, dass bald wieder andere Zeiten kommen werden, aber das ist einfach anstrengend.


Zumal ich ja auch noch ein anders Kind habe, der auch mal seine Mama für sich haben möchte und auch wenn er seine Schwester wirklich liebt, dass dann auch mit aufmüpfigem Verhalten quittiert.


Jetzt könnte man natürlich sagen: "bla bla bla...selber Schuld, ihr wolltet doch ein zweites Kind, ihr wusstet doch wie anstrengend es mit Baby ist...ba bla bla" Aber das ist doch gar nicht der Punkt, natürlich wusste man es und man kämpft sich auch durch diese Phasen durch, aber man muss dabei nicht immer so tun, als wäre man ein Regenbogen-pupsendes-Glücksbärchen.


Ich habe ein paar Mütter in meinem Freundeskreis, für die ich Gott danke, weil wir Kinder im gleichen Alter haben und uns gegenseitig von Problemen erzählen, die mit einem "Diese Phase hatten wir auch schon und ja es ist sooo anstrengend" quittiert werden, anstatt mich peinlich berührt anzuschauen. Die auch schreiende und weinende Kleinkinder vom Boden aufgehoben und Horrornächte hinter sich gebracht haben und es tut so gut darüber zu reden und ein Gefühl von "Man ist nicht allein" zu haben.


Wir Mamas halten alles zusammen, weil wir nun mal der Dreh- und Angelpunkt der Familie sind. Klar, lieben die Kids auch Ihren Papa, aber Mama ist nunmal Bezugsperson und sicherer Hafen Nummer eins. Gerade deswegen müssen wir auch auf uns achten und uns Auszeiten "einfordern". Ein schönes Schaumbad hier, ein Restaurantbesuch mit der Freundin da oder nur mal eine Stunde Ruhe mit einem Kaffee und einem schönen Buch.

Es ist niemandem damit geholfen wenn ihr frustriert und genervt seid, denn dann fängt man an grundlos rumzumotzen und das will niemand. Die Familie hat viel mehr von einer entspannten Mama.


Das ist oft leichter gesagt als getan, wird es gesellschaftlich doch viel eher akzeptiert, dass der Papa mal loszieht und sich eine "Auszeit gönnt" als die Mama, die dann gleich eine Rabenmutter ist, die Ihre Brut nicht genug liebt. Das ist sowas von unfair, möchte ich an dieser Stelle anmerken und man sollte einen Pups drauf geben, was andere Leute darüber denken.


Fazit ist: Man ist absolut keine schlechte Mutter, wenn man sich mal Auszeiten für sich selber wünscht und nicht 24/7 das Elterndasein feiert.