Geschwisterliebe oder die Entthronung des Erstgeborenen

Was haben wir uns damals gefreut, als wir Pimie die frohe Botschaft überbracht haben, dass er großer Bruder wird. Natürlich haben wir nicht erwartet, dass er es mit seinen 2,5 Jahren gleich versteht, schließlich war da noch nicht mal ein Babybauch, aber er sollte es von uns erfahren. Relativ schnell wurde er dann auch von den Großeltern, Freunden, Erziehern, ja, sogar von wildfremden Leuten im Supermarkt gefragt, was er sich denn wünscht. Ein Brüderchen oder ein Schwesterchen? Er antwortete darauf fast ausschließlich mit: "Ein kleines Schwesterchen"! Nun war es so, dass ich mich in dieser 2. Schwangerschaft überraschen lassen wollte, was das Geschlecht des Kindes angeht. Wir mussten ihn also darauf vorbereiten, dass unser Baby eine Überraschung ist und es eine kleine Schwester aber ebenso auch ein kleiner Bruder werden könnte. Er wollte trotzdem sein Schwesterchen und nach einer superschnellen und komplikationslosen Geburt wurde ihm sein Wunsch erfüllt. Mein zweiter Gedanke im Kreissaal nachdem ich erfahren hatte, dass es ein Mädchen (Unsere Bsbykiwi) ist, war: "Gott sei Dank, hat Pimie seine Schwester bekommen!" Wir sahen es als gutes Zeichen für die bevorstehende Geschwisterbeziehung, da ich schon Angst hatte er wäre über einen Bruder enttäuscht gewesen. Die erste Begegnung und auch die Zeit danach, waren von Küsschen und Kuscheln geprägt und er wollte ständig in ihrer Nähe sein. So naiv wie wir waren, dachten wir gar nicht daran, dass er noch Eifersucht entwickeln könnte, schließlich vergötterte er seine kleine Schwester. 
Aber so nach ca. 8 Wochen fing es dann an... 
Leider konnte ich nicht wie geplant an einem Geburtvorbereitungskurs für Zweit- oder Mehrgebärende teilnehmen, aber das brauchte ich in dem Fall auch nicht zwingend. Es war eindeutig das unser Sohn Blödsinn machte um AUFMERKSAMKEIT zu erregen und damit meine ich, dass er uns wirklich, wirklich auf die Palme brachte. Aber bis zum obersten Blatt! ( Und darüber hinaus). Er begann mutwillig Sachen zu zerstören (Ich sage nur mit USB Stick auf dem Fernseher "malen") und sich Anweisungen entgegen zu setzen. Ich, die sich in bedürfnisorientierter Erziehung versucht, versuchte ihn zu verstehen und wusste ja, warum er sich so verhält. Wenn man jedoch Abends völlig kaputt ist und ein schreiendes (Ebenfalls müdes) Baby bettfertig macht, ist es schwierig mit Engelsstimme und der Gelassenheit eines kiffenden Yogis zum 10. mal darum zu bitten, dass er aufhört das Licht an und aus zu machen. Auch ist es nicht leicht verständnisvoll zu sein, wenn man Besuch bekommt und noch schnell den Boden saugen will ( Der mehr Krümel und Staub als Boden ist) und einem ständig der Stecker gezogen wird. Ich bin mir auch völlig im klaren warum er uns haut wenn wir etwas verbieten, schließlich sind wir die Doofen, die noch ein Baby wollten (Der Babykiwi gegenüber ist er nie aggressiv). Es ist jedoch tierisch anstrengend und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass es der Anfang eines langen Prozesses ist. Auf der anderen Seite ist er ein liebender großer Bruder und kümmert sich rührend mit um seine Schwester. 
Ich habe auf den Rat einer Freundin, angefangen mehr "Exklusiv-Zeit" mit Pimie zu verbringen und das hilft im Moment sehr. Manchmal bleibt einem dann nur übrig, den Boden halt mal Boden sein zu lassen und stattdessen seinem Kind ein Buch vorzulesen.